Rettung für Luxusbuerg

Wie unser bekanntester Änder zum bekanntesten Jhemp wurde - und warum das wirklich super ist

von Vesna Andonovic (Text) & Francis Verquin (Videos)
Published in wort.lu

Im Schloss von Siewenbueren

Jedes Land, jede Zeit hat die Helden, die sie verdient. Auch Luxemburg. Denn während das kleine Großherzogtum, dank Sprachendebatte und Co., wieder mal groß sein Nationalbewusstsein entdeckt, naht Luxusbuergs Rettung: „Superjhemp
retörns“ – live, in Farbe, auf Kinoleinwand – und zwar im Herbst 2018.

Richtige Superhelden brauchen keine Pause – sie legen einfach nur mal kurz den Schnauzbart ab. „Diesen Traum hatte ich ja eigentlich schon vor dreißig Jahre begraben – und nun wird er plötzlich wahr...“, meint André Jung mit einem Augenzwinkern auf die Frage hin, wie es sich denn so anfühle, ein waschechter Superheld und noch einer „Made in Luxusbuerg“ dazu zu sein.

Denn der bekannteste Änder des Landes wird demnächst zum noch bekannteren Jhemp, Superjhemp.

Während im Cateringzelt die versammelte Filmcrew am Mittagstisch neue Energie tankt, bevor es wieder zum Set geht, nimmt er sich Zeit für ein kurzes Videointerview.

Wenn er dreht, reicht Jung nur eine Kleinigkeit zur Stärkung. Doch nicht deswegen ist er für Produzent Claude Waringo die Idealbesetzung für seinen „Superjhemp“.

Ausgelassen aber professionnel

Claude Waringo erinnert sich, als er zum Schauspieler nach München reiste, um ihm „ziemlich aufgeregt“ nach einem Shakespeare-Stück zu fragen, ob er nicht sein Superjhemp sein wolle. Für die Antwort brauchte Jung keine Nacht Schlaf darüber: „Er hat gleich ,Ja‘ gesagt“, so Waringo rückblickend.

Auch für Félix Koch ist die Samsa-Produktion eine große Sache – nicht nur, weil gerade heute auch noch die eigenen Eltern vorbeischauen, um mitzuerleben, wie der Alltag im Filmgeschäft aussieht.

Kochs „Ravioli Ritter“ war es, der Waringo überzeugte, dass der junge Luxemburger Filmemacher die genau richtige Besetzung für die Hauptrolle hinter der Kamera ist: „Félix ist nicht nur ein Superjhemp-Fan, der ein Gefühl für die Figuren und ihren Witz hat, er ist zudem auch noch in digitalen Techniken sehr bewandert – und das ist bei einem Film wie diesem, der am Ende zahlreiche Spezialeffekte enthalten wird, entscheidend“, so der Produzent.

Die Stimmung am Set ist ausgelassen unkompliziert – getreu dem „Willkommen in Luxemburg, dem Land der kleinen Wege“-Motto – zumindest bis das Kommando „Silence ...and Action!“ ertönt, es mucksmäuschenstill und professionell konzentriert wird.

Eine gehörige Portion Vorstellungskraft wird gerade den Schauspielern abverlangt: Denn, was jetzt nur ein kurzer Lichtblitz vor der Hochsicherheitsvitrine mit großherzöglicher Krone ist, wird auf der Leinwand später, dank Digitaltechnik, zum spektakulären Effekt.

Ein Film für Roger

Noch keine zwei Minuten zuvor hat der Hauptdarsteller im Treppenhaus des Schlosses von Siewenbueren, das früher Villeroy und Boch gehörte, im Rollingergrund mit einer kleinen Gesangseinlage ein Lächeln auf die Gesichter aller Anwesenden gezaubert, während er geduldig den Pinsel der Maskenbildnerin ein letztes Mal über seine Wangen gleiten ließ und diese – sicherheitshalber – den Schnauzer noch mal nachklebte.

Die Ähnlichkeit mit dem Comichelden ist verblüffend! Da steht er also vor uns – in Fleisch und Blut: Charel Kuddel alias Superjhemp.

Kein Wunder, dass noch jemand gebannt auf den kleinen Kontrollbildschirm im Nebenzimmer starrt, in dem fast subtropische Temperatur- und Luftfeuchtigkeitsbedingungen herrschen: Superjhemps „Papa“ Lucien Czuga.

Auch wenn er den beiden Drehbuchautoren Félix Koch und Thierry Faber – nur – beratend zur Seite stand und Koch vertrauensvoll die Leinwandgeschicke seines berühmten Sohnemanns anvertraut, schaut er, aus reiner Neugier, regelmäßig auch beim Dreh vorbei.

Eine Person fehlt hier schmerzlich: Superjhemps zweiter Papa, der am 29. Dezember vergangenen Jahren ganz unerwartet verstorbene Zeichner Roger Leiner. „Dieser Film ist für Roger“, gesteht Czuga sichtlich gerührt.

Dass das „Dëppchen Kachkéis“ der Firma Juxlait, das sich die beide ausgedacht haben, plötzlich „in echt“ vor ihm steht, weckt augenscheinlich kindliche Freude im Autor.

2018 im Kino

Félicie Kuddel, geb. Fleck, kommt im Film deutlich besser, sprich charmanter davon, als auf Papier: Parallelen zur eigenen Karriere, die auch bei „RTHell“ begann, bringen Désirée Nosbusch, die sie verkörpert, zum Schmunzeln.

„Es ist einfach toll in meiner Muttersprache spielen zu können“, so die Leinwand-Gattin von André Jung.

Neben ihnen und Etienne Halsdorf, der ihren Sohn Metti spielt, gibt es im Film noch ein Wiedersehen mit u. a. Jules Werner, Luc Feit, Henri Losch, Julie Kieffer, Jules Waringo, Jean-Paul Maes und Tommy Schlesser.

In Geduld müssen die Fans sich derweil doch noch etwas üben: Erst im Oktober kommenden Jahres, kurz vor seinem 30. Geburtstag – denn im November 1988 erschien das erste Album des Duos Czuge/Leiner, „De Superjhemp géint de Bommeléer“ (wie er damals noch hieß) – steht der gewagte Sprung auf die große Leinwand an.

Aber schließlich gibt es da ja noch 28 Alben als passende Einstimmung zu diesem fuschneuen Abenteuer auf der Leinwand, das zweifelsohne zu überraschen wissen wird. Denn soviel wird verraten: Auch wenn der Geist des Comics gewahrt wird, ist dieser Superjhemp anno 2018 ein waschechter Leinwandheld!

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