„Glamping” statt Camping

Campingtourismus in Luxemburg

Diane Lecorsais

Campen hat im Großherzogtum eine lange Tradition – und erfreut sich nach wie vor großer Beliebtheit. Jedes Jahr verbringen zahlreiche Urlauber aus dem In- und Ausland ihre Ferien auf einem der 88 Plätze im Großherzogtum. 2015 wurden laut Statec fast eine Million Übernachtungen gezählt. Doch was gefällt den Menschen an dieser Urlaubsform? Ein Einblick in die Welt des Campings.

„Warum wir gerne zum Campen fahren?“ Das Ehepaar aus den Niederlanden muss nicht lange überlegen. „Weil es so schön ist, draußen zu sein!“, sagt Meta. Dies scheint auch der Rauhaardackel des Paares so zu sehen. Meta und ihr Mann Frans fahren schon seit 40 Jahren zum Campen.

Sie genießen es, spazieren zu gehen, das Schwimmbad zu nutzen, sich in die Sonne zu setzen und zu lesen. „Wir campen das ganze Jahr über!“, erklären sie amüsiert.

Im Frühling gehe es stets nach Luxemburg, wie jetzt, auf den Campingplatz „Auf Kengert“ in Fels.

Den Sommer verbringt das Paar zu Hause in den Niederlanden, bevor es im Herbst mit dem Camper quer durch Europa geht.

„Wie ein kleines Dorf“

Das Paar könnte man gewissermaßen als die typischen Campingtouristen bezeichnen. „Etwa 70 Prozent unserer Gäste stammen aus den Niederlanden“, erklärt Linda Gedink, Inhaberin des Campingplatzes „Auf Kengert“ in Fels und Generalsekretärin der Campingbetreiber-Vereinigung Camprilux.

180 Stellplätze stehen „Auf Kengert“ zur Verfügung. Bei vier Gästen pro Stellplatz könnten sich zur Hochsaison demnach über 700 Gäste auf dem Platz aufhalten. „Dann hat man gewissermaßen ein kleines Dorf, in dem man Bürgermeister spielen kann“, meint Linda Gedink lachend.

Es überrascht denn auch nicht, dass alle Gäste die Chefin kennen – und umgekehrt. Bei ihr würden die meisten Besucher wie Frans und Meta eine oder zwei Wochen bleiben, berichtet Gedink. Viele von ihnen ziehe es, wie auch das niederländische Paar, immer wieder auf Luxemburgs Campingplätze.

Luxemburgs Campingplätze – deren gibt es eine ganze Menge. „Pro Kopf gesehen ist Luxemburg bestimmt Weltmeister“, meint Linda Gedink. Allein die Vereinigung Camprilux vertritt 70 Plätze, was rund 80 Prozent der Stellplätze entspricht. Insgesamt gibt es quer durch das Großherzogtum laut dem Statistikamt Statec 88 Campings – die meisten davon im Norden des Landes.

Hier befinden sich in Luxemburg Campingplätze

Anbei eine Karte mit allen Campingplätzen, die auf www.visitluxembourg.com aufgeführt sind:

(Quelle: visitluxembourg.com)

Aufwärtstrend bei Vermietungen und Wohnmobilisten

Und das Geschäft läuft gut, bestätigt Linda Gedink. Einen deutlichen Aufwärtstrend gebe es insbesondere bei den Vermietungen von Chalets, Hütten und Ähnlichem, genau wie bei den Wohnmobilisten.

Ein wichtiges Stichwort in diesem Zusammenhang: „Glamping“. Damit ist das Zusammenspiel von „Glamour“ und „Camping“ gemeint. „Hütten, Schlaffässer, Safarizelte, ... sogenannte ,hébergements insolites’ kommen extrem gut an bei den Menschen!“, erklärt Linda Gedink.

Diese extravaganten Unterkünfte verfügen über einen gewissen Komfort, wenngleich die Ausstattung jeweils variiert. Immer mehr Betreiber springen auf diesen Zug auf. So verfügt etwa der „Camping de la Route du Vin“ in Grevenmacher in dieser Saison neu über vier Holzchalets. Sie sind ausgestattet mit einem Doppel- und zwei Einzelbetten, Heizung und Strom.

Fotos: Gerry Huberty

Auf dem „Camping Kautenbach“ können die Gäste in schmucken Safarizelten, ausgestattet mit Kühlschrank, Kaffeemaschine und Mikrowelle, übernachten. Der Camping „La Pinède“ in Consdorf verfügt seit kurzem über sechs „CampingHuts“, ebenfalls eine Art Holzhütte.

Auf dem „Camping officiel“ in Echternach stehen den Besuchern indes finnische „Kuschelkotas“ sowie Camping-Fässer zur Verfügung. Dies, um nur einige Beispiele zu nennen. Auch Linda Gedinks Camping ist seit ein paar Jahren für Freunde dieser außergewöhnlichen Schlafstätten ausgerüstet.

Die sogenannten „Quartier Hütten“ und Chalets seien äußerst beliebt. „Die Erwartungen der Kunden nehmen zu“, sagt sie. Dazu gehören nicht nur alternative Schlafmöglichkeiten, sondern auch moderne Sanitäranlagen – und die neuen Technologien. Denn auch beim Camping sind Online-Reservierungsmöglichkeiten und Wifi heute gefragt. „Jenen Betrieben, die investieren, geht es gut“, fasst Gedink zusammen.

Eine Branche mit Tradition

Warum Ferien auf dem Camping nach wie vor so beliebt sind, ist für sie klar. „Die Menschen suchen eine Alternative zum Alltag, fernab vom Stress, der Agenda, der Stadt. Es ist schön, um in der Natur zu sein, und toll für Familien. Die Kinder gewinnen schnell Freunde. Und wenn die Kinder sich amüsieren, sind auch die Eltern zufrieden.“
Das wussten die Menschen schon vor vielen Jahren.

Campingplätze gab es im Großherzogtum nämlich bereits vor dem Zweiten Weltkrieg, erklärt Linda Gedink. Das erste Campinggesetz Luxemburgs gehe auf das Jahr 1957 zurück. Danach kamen immer mehr Standorte hinzu. 1966, also vor genau 50 Jahren, wurde mit der „Association des propriétaires de camping au Luxembourg“ die erste Betreibervereinigung gegründet. 1984 kam Camprilux hinzu, bevor beide Organisationen 2007 fusionierten.

Auch den Camping „Auf Kengert“ gibt es dieses Jahr seit genau einem halben Jahrhundert, erzählt Linda Gedink. Wenngleich sich seitdem viel verändert hat – eines sei geblieben. Nämlich das Ziel: „Den Kunden einen schönen Urlaub bieten.“ Was beim niederländischen Paar, Meta und Frans, schon mal gelungen ist.

Der Stellenwert des Campingtourismus ist hierzulande weiterhin hoch, erklärt Francine Closener, Staatssekretärin im Wirtschaftsministerium, im LW-Interview.

  • Francine Closener, welchen Stellenwert nimmt der Campingtourismus hierzulande ein?

Der Campingtourismus ist noch immer eine sehr wichtige Säule unseres Tourismus. Vergangenes Jahr haben wir in den Hotels, auf den Campings und in den Jugendherbergen insgesamt drei Millionen Übernachtungen gezählt. Das entspricht einem Plus von 3,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Ein Drittel davon fällt auf die Campingplätze. Genau genommen wurden 998 900 Übernachtungen gezählt – was den neusten Zahlen des Statec zufolge einem Plus von 6,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht. Was wir aber feststellen, ist, dass die Besucher weniger lange bleiben, als früher – im Schnitt sind es sechs Nächte.

  • Wie schätzen Sie, wird sich die Branche weiterhin entwickeln?

Je ausgefallener die Unterkunft, desto größer die Begeisterung. Ob das Baumhäuser sind, Fässer, ... das ist gefragt. Die Gäste wollen auch nicht mehr unbedingt alles mitschleppen, sondern bevorzugen es, vor Ort alles vorzufinden, was sie benötigen. Es ist, wie im Hotel zu übernachten – aber eben in außergewöhnlichen Unterkünften. Die Bezeichnung „Glamping“ beinhaltet ja auch „Glamour“. Ich glaube, dass es nicht so sehr der Glamour ist, der die Menschen anzieht, sondern vielmehr der Komfort. Auch die Campingcar-Klientel nimmt zu – eine Kundschaft mit einer größeren Kaufkraft, was nicht uninteressant ist. Aus diesem Grund hoffe ich, dass zunehmend Gemeinden auf den Weg gehen, um Stellplätze für Campingcars anzubieten. Der Campingtourismus ist für Luxemburg besonders interessant, da wir uns ja in puncto Aktiv- und Naturtourismus positionieren. Der Müllerhal-Trail beispielsweise lockt jedes Jahr 90 000 Wanderer an! Das sind Menschen, die naturverbunden sind, und sich demnach auch fürs Campen begeistern lassen. Die Campingplätze, die 5 000 Kilometer Wanderwege, die 600 Kilometer Radwege, die sogar auf 800 erweitert werden sollen – das alles ist ein Paket, das zusammenpasst. Aus diesem Grund wollen wir auf eine gute Qualität der Campingplätze hinarbeiten.

  • Sie arbeiten derzeit an einem Vorentwurf für ein neues Gesetz zu den verschiedenen touristischen Unterkünften. Was sieht dieser Text vor – gerade in Bezug auf die Campings?

Der Text ist quasi fertig und soll noch vor Sommer vorgelegt werden. Darin werden die verschiedenen Unterkunftsformen geregelt. Es geht einerseits darum, das Benutzen der Bezeichnungen zu regeln: Wann darf man sich Hotel nennen? Wann Camping? Welche Bedingungen muss man dafür erfüllen? Ferner wollen wir ein neues Klassifizierungssystem einführen – nach dem Sternenprinzip. Die Teilnahme erfolgt auf freiwilliger Basis. Es bringt aber eine Reihe von Vorteilen mit sich, wenn man mitmacht. Ich denke, dass dies auch für die Campings äußerst sinnvoll ist. Schließlich gibt es in puncto Qualität große Unterschiede – und die Gäste wollen sich vorab über den Standort informieren.

  • Das „Office national du tourisme“ wurde Anfang des Jahres durch ein „GIE“ (Groupement d’intérêt économique) ersetzt. Was genau war hier der Hintergedanke?

Das ONT bestand während 86 Jahren in Form einer A.s.b.l, in der vor allem Gemeinden und „Syndicats d’initative“ vertreten waren. Jetzt haben wir dem ONT ein anderes Statut verliehen. Es handelt sich nun um ein „Groupement d’intérêt économique“. Als Promotionsagentur können wir auf diese Weise auf unserer Internetseite auch etwas anbieten. Bislang konnte man zum Beispiel keine Hotelreservierungen auf visitluxembourg.com vornehmen. Wir wollten die Möglichkeit schaffen, dass „Luxembourg for Tourism“ auch einer kommerziellen Aktivität nachgehen kann. Diese Einnahmen sollen wiederum in die Promotion fließen. Ferner wollten wir den Privatsektor stärker einbinden. Schließlich sollten die einzelnen Regionen gleichmäßig vertreten sein. Das war zuvor nicht der Fall. Mit all dem können wir bei der Förderung des Tourismus eine Professionalisierung erreichen.

„Glamping” statt Camping
  1. Vom Safarizelt bis zum Schlaffass
  2. „Je ausgefallener die Unterkunft, 
desto größer die Begeisterung“